Trumps Kampf ums Weiße Haus testet die Grenzen des demokratischen Systems aus – Fortsetzung
von 19:15 Uhr bis 21:45 Uhr
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Für Trump steht eins schon längst vor dem Ende der Auszählung der Wahlstimmen fest: Einen Verlierer Trump kann es nicht geben. Jedes Ergebnis, das etwas anderes sagt, kann nicht stimmen und muss deswegen durch Betrug zustande gekommen sein. Damit das Wahlergebnis diesem politischen „Faktum“ entspricht, mobilisiert Trump die nicht wenigen Mittel, die Rechtsstaat und Demokratie in den USA in Sachen Wahlverfahren und Einspruchsgründe dagegen bereitstellen, und zu guter Letzt seine Anhänger, damit die den letzten Akt der Feststellung des Wahlsieges von Biden durch den Kongress verhindern.
Für seine Kritiker entlarvt sich Trump – wieder einmal – dadurch selbst: als unverbesserlicher Schwindler und selbstverliebter Egomane, der in völlige Realitätsverweigerung abgleitet und nicht wahrhaben will, dass er verloren hat. Über diesen Genuss psychologischer Gehässigkeiten gegen Trumps Persönlichkeit hinaus klagen sie ihn an, dass er sich am Allerheiligsten der Demokratie versündige: der Institution der Ermächtigung durch freie Wahlen.
An dieser Anklage ist was dran. Aus dem Nichts eines individuellen Wahns kommt Trumps Absage an die Möglichkeit einer regulären Wahlniederlage aber nicht. Was er ausreizt, ist der Widerspruch, der in der schönsten Errungenschaft der demokratischen Staatsform steckt: zwischen dem Zweck der freien Wahl, der Ermächtigung regierender Machthaber, und der Methode, dem Votum eines wankelmütigen Publikums.
Lesetipp: Einen Artikel zum Thema findet Ihr im GegenStandpunkt 4-20: Amerika im Wahljahr 2020: Chronik eines „Kampfs um die Seele Amerikas“, davon insbesondere die Episoden IX und X, die unter der Überschrift „Das letzte Kapitel des amerikanischen Wahlkampfes“ auf der Homepage des GegenStandpunkt-Verlags frei verfügbar sind.