Deutschland und seine Migrationsfrage

Wed, 02. July 2025
von 19:30 Uhr bis 22:00 Uhr
Villa Leon, Philipp-Koerber-Weg 1, 90439 Nürnberg

Migration war das Thema des jüngsten Wahlkampfes. Und zwar gleich in der Form einer Frage von unser aller Sicherheit, wofür ein paar Attentate den passenden Anlass gaben. Die wurden von Politikern quer durch das demokratische Spektrum mit dem Migrationshintergrund der Attentäter zusammengeschlossen in einer dreist-absurden Weise, die offenbar ins geistig-moralische Repertoire ihres Berufsstandes gehört.

Migration aktuell als Problem für „unsere Sicherheit“, generell als Gefahr für ein Ding namens unsere Kultur und Identität“ – das darf sie auf keinen Fall sein, wofür die Politik endlich zu sorgen hat; darüber besteht Einigkeit. Und gleichzeitig wird ebenfalls ziemlich einhellig beteuert, dass Migration, nützliche, selbstverständlich auch weiterhin sein muss: „für unseren Standort“, „für unseren Wohlstand“, irgendwie auch für „unsere Zukunft“ und diese Dinger. Beteuerungen dieser Art sind eigenartig.

Sie unterstellen nämlich erstens bei denen, an die sie sich richten, den Glauben, letztlich und eigentlich wäre es ein großes Privileg, dieses Land als „Heimat“ bewohnen zu dürfen, die man sich eigentlich und wenigstens nicht mit Fremden zu teilen braucht. Um sie aber zweitens mit Verweisen auf den Nutzen, den sie als Deutsche von den Leistungen der Migration haben, mit der dauerhaften Anwesenheit von Fremden zu versöhnen. Und weder beim Stolz auf ein „Wir“, das eigentlich keine Fremden verträgt, noch bei der verordneten Duldung der Fremden als Nützlinge für „uns“ darf es die so angesprochenen Deutschen irritieren, dass „ihre Heimat“ für sie mehrheitlich exakt die öden Rollen vorsieht, in denen sie dann, wenn überhaupt, auch ihren 30% Zeitgenossen „mit Migrationshintergrund“ begegnen – auf dem Arbeitsmarkt, auf dem Wohnungsmarkt, in den Wartelisten bei staatlichen Ämtern und bei Kassenärzten …

Darum kümmern sich engagierte, volksfreundliche Politiker, die auch für die regelmäßig in Hass umschlagende Xenophobie ihres Volkes ein offenes Ohr haben. Die organisieren also beides: die Migration und die Lebendigkeit eines patriotischen Herr-im-Haus-Standpunkts, der mit Migration immer so schlecht zurechtkommt. Für beides haben sie ihre Gründe. Die erklärt der Vortrag. Weiterlesen „Deutschland und seine Migrationsfrage“

Fortsetzung der Online-DV zur Migrationsfrage: der Ausländer und das Problem, das er darstellt

Tue, 01. July 2025
von 19:15 Uhr bis 21:45 Uhr
Online-Diskussionsveranstaltung per Discord, der Link zur Teilnahme wird ca. 24 Stunden vor der Veranstaltung hier veröffentlicht

Wenn es etwas gibt, wor­in Deutsch­land sich zu Beginn des Jah­res 2025 einig ist, dann ist es das: Deutsch­land hat ein Migra­tions­pro­blem.  Par­tei­en, die „diese Mutter aller Probleme“ in ver­schie­de­ner Wei­se defi­nieren mögen, die Öffent­lich­keit, Posts im Inter­net reden davon, dass Deutsch­land ​„die Kon­trol­le über die Migra­ti­on zurück­ge­win­nen muss“, ​„die Kom­mu­nen über­las­tet sind“, eine ​„Ein­wan­de­rung in die Sozi­al­sys­te­me“ been­det wer­den müs­se, das deut­sche Volk ​„vor aus­län­di­schen Gewalt­tä­tern zu schüt­zen“ sei usw. In jeder Beschwer­de über die ​„unkon­trol­lier­te Mas­sen­ein­wan­de­rung“, in jeder Bekräf­ti­gung, Deutsch­land müs­se die ​„irre­gu­lä­re Migra­ti­on in den Griff krie­gen“, ist der Nor­mal­fall einer Migra­ti­on unter­stellt, die der deutsche Staat als Sub­jekt betreibt, kon­trol­liert und fest im Griff hat: die regu­lä­re, mit der sich die Bun­des­re­pu­blik seit Ade­nau­er zum Ein­wan­de­rungs­land gemacht hat.

Der deutsche Staat, auch in Form der neu­en Regie­rungs­ko­ali­ti­on, prä­sen­tiert sich so auf eine sehr wider­sprüch­li­che Art und Wei­se: Einer­seits gibt es viel zu vie­le Aus­län­der im Land, die müs­sen weg – ande­rer­seits sind „wir“ ein Ein­wan­de­rungs­land und müs­sen unbe­dingt dafür sor­gen, den Fach­kräf­te­man­gel in den Griff zu krie­gen. Wir wol­len der Fra­ge nach­ge­hen, war­um und inwie­fern bei­de Sei­ten offen­bar zu die­sem Deutsch­land untrenn­bar dazugehören.

Lesetipp: Deutschland und seine Migration. In: GegenStandpunkt 1-25.

GegenStandpunkt 1-25

Im vorgezogenen Wahlkampf 2025 waren Migration und die Migranten nicht bloß das beherrschende Thema: Praktisch war Deutschlands demokratischer Diskurs von dem Konsens bestimmt, dass nichts für die Nation wichtiger sei als die Verminderung der Zahl der Zuwanderer, am besten auf Null oder wenigstens so weit, wie Europas allzu menschenfreundliche Rechtslage es hergibt. Von der Sache selbst, der organisierten und der nicht bestellten Vergrößerung der andernfalls tendenziell schrumpfenden Bevölkerung, war dabei am wenigsten die Rede. Deswegen gibt es in GegenStandpunkt 1-25 einen sachlichen Bericht über die Sache und Anmerkungen zum Grund dafür, dass die Migration die ewige Nr. 1 unter den Lieblingsaufregern des staatstragenden Politisierens ist. An den Migranten liegt das nämlich nicht, schon gar nicht an den anderswo geborenen Einzelexemplaren der beträchtlichen Anzahl Mörder und Attentäter, die in Deutschland zu Hause sind.

Die Einschwörung der Wählerschaft auf das richtige Problembewusstsein in dieser weltbewegenden Moralfrage ist noch kaum in das gerechte Wahlergebnis eingemündet – mehr als die Hälfte für rigorose Zuwanderungsbeschränkung –, da sind die zum Koalieren verurteilten Wahlsieger von der Union und Hauptverlierer von der SPD mit einer imperialistischen Notlage ihrer Nation von ganz anderer Größenordnung und Dringlichkeit konfrontiert: Der neue Chef der unverzichtbaren transatlantischen Schutzmacht ihres kriegerisch aktiven Staatswesens will von einer gemeinsamen gesamtwestlichen Welt- und Werteordnung nichts mehr wissen – dabei war deren tatsächlicher strategischer Inhalt doch die Basis dafür, dass Deutschland jahrzehntelang weltpolitisch über seine Verhältnisse leben konnte und sogar gegen Russland imperialistisch auftrumpfen kann. Die neue US-Administration kündigt nicht bloß die einschlägige Heuchelei inniger politmoralischer Vertrautheit, sondern die als „regelbasierte Ordnung“ idealisierte Sache: die etablierte Kriegsbündnispartnerschaft der „freien Welt“. Intern baut sie die politische Verfassung ihrer Weltmacht radikal um: Sie zerstört alles, was für eine – bei allem „Change“, den noch jede neue US-Regierung ihrem Volk beschert – irgendwie doch kontinuierliche Fortschreibung der politischen Räson des Staates steht. Allen ambitionierten Weltverbesserern führt der MAGA-Präsident handfest und kompromisslos vor, was die Grundbedingung aller Verbesserungen der Welt von Geschäft und Gewalt ist: die Eroberung und Monopolisierung aller staatlichen Machtpositionen, die demokratisch legitimierte Herstellung einer Diktatur des Durchregierens. Dazu gibt es in dieser Ausgabe des GegenStandpunkt ebenfalls einen sachlichen Bericht. Weiterlesen „GegenStandpunkt 1-25“

Hörtipp: Kritik der Soziologie

Ein Interview von 99zuEins mit Egbert

Soziologen erforschen alles, was andere untersuchen, noch einmal soziologisch. Politik, Religion, Literatur, Familie und Krieg entschlüsseln sie als im Grunde immer wieder dasselbe: „Formen von Vergesellschaftung“. Dabei finden Soziologen nicht interessant, um was es in den verschiedenen Fällen von Gesellschaft geht, sondern immer, dass da ein überindividueller Zusammenhang von Individuen (solange er besteht) offenbar funktioniert. Und alles, was Soziologen in dieser Gesellschaft an Institutionen, Handlungsweisen und Sitten zum Thema machen, deuten sie nach ihrem Schema als entweder funktionalen Beitrag zur Systemstabilität oder als ihre Gefährdung. Was verkehrt ist an scheinbar unwidersprechlichen Aussagen wie, alles sei „gesellschaftlich vermittelt“, „der Mensch ist Produkt der Gesellschaft“, diese umgekehrt wieder „Produkt der Menschen“ und ihrer Interaktionen – darum geht es in dieser Folge mit Egbert.

Kritik der Soziologie – mit Egbert – 99 ZU EINS – Ep. 460 – YouTube

Hörtipp: Debatte zu Klimakrise & Klimapolitik

Der Podcast 99zuEins veranstaltet am Sonntag, dem 2. Juli, ab 20:00 Uhr ein Streitgespräch zwischen Aimée van Baalen von der Letzten Generation und Usama Taraben von der Zeitschrift GegenStandpunkt unter dem Titel „Die Letzte Generation – radikaler Aufstand des Gewissens? Und: Hat die letzte Generation recht damit, dass die Regierung nicht angemessen gegen die Klimakrise handelt?“

Der Link zum Youtube-Auftritt: https://www.youtube.com/watch?v=Rg992slj5Cc