„Bist Du bereit für den Krieg?“

Thu, 15. May 2025
von 19:30 Uhr bis 21:45 Uhr
Nachbarschaftshaus Gostenhof, Adam-Klein-Straße 6, 90429 Nürnberg

Deutschlands Öffentlichkeit ist sich eine absurde Debatte schuldig

Deutschlands Führung will das Land kriegstüchtig machen, be­schafft deshalb Waffen für hunderte Milliarden und organisiert das erforderliche zivile wie soldatische Menschenmaterial, falls nötig per Wehrpflicht. Die Opfer für den Kampf um „un­sere europäische Friedensordnung“ sind bis auf Weiteres zwar noch auf die Ukraine ausgelagert, umso entschiedener aber ist der Wille Deutschlands, sich als Führungsmacht in Europa für den direkten Krieg gegen Russland zu rüsten.

Dazu leistet sich die nationale Öffentlichkeit eine Debatte dar­über, ob nicht nur die Bundeswehr praktisch in der Lage ist, den möglicherweise nötigen Krieg zu führen, sondern ob auch die Bürger bereit sind, für „ihr Land“ in den Krieg zu ziehen. In Talk-Shows und Artikeln wird man aufgefordert sich etwa fol­gende Fragen zu stellen: Was würdest Du tun, wenn fremde Truppen einmarschieren und Deine Familie bedrohen? Möch­test Du lieber in Freiheit oder in einem von einem Autokraten aufgezwungenen Frieden leben? Gehört es sich nicht, sich für die einzigartigen freiheitlichen und sozialstaatlichen Errungen­schaften dieses Landes einzusetzen – am Ende sogar mit dem eigenen Leben?

Mit diesen Fragen wird jedem nahe­ge­legt, dass es in Sachen Krieg und Frieden auf eines total ankä­me: auf die eige­ne Gewis­sens­ent­schei­dung. Das ist absurd. Denn auch ein von ei­ner demokratischen Führung für fällig erachtete und deswegen auf die Tagesordnung gesetzte Krieg wartet nicht darauf, dass die in ihm verschlissenen Leute zu ihm kommen.

Einige Stellungnahmen:

1. „Angenommen, Deutschland ruft den Verteidigungsfall aus: Wer sollte zur Waffe greifen und kämpfen? Sie selbst? Ihre Kinder oder Enkel? Oder sollte das jemand anderes übernehmen?“ (SZ-Magazin)

2. „Ich habe geschworen, ,das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Für mich ist Deutschland kein ‚ausbeuterischer Herrschaftsstaat‘. 
Für mich ist Deutschland, dass, wenn ich mir meinen Fuß breche und nicht arbeiten kann, ich mir dann keine Sorgen machen muss, weil der Sozialstaat mich auffängt und meinen Lohn weiterzahlt und mich versorgt. Das ist für mich Deutschland. Dass meine Tochter von der Kita bis zur Universität fast umsonst lernen kann. 
Und lernt, zu zu denken, was sie will und nicht zu denken, was sie muss. Für mich ist Deutschland, dass ich bzw. wir hier reden können über dieses Thema. Dass das Grundgesetz uns schützt. Und wir trotzdem, egal wie kritisch wir mit dem Staat sind, vor dem Gesetz gleich sind und es kein Ansehen der Person gibt. 
Mein Vater hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um nach Deutschland zu fliehen und hier in Freiheit zu leben. Und ja, wir haben Macken und wir haben Herausforderungen. Wir haben Probleme, die wir angehen müssen. Aber für mich ist Deutschland eine der erfolgreichsten Demokratien unserer Zeit. Und Deutschland ist es wert.“ (Jungoffizier in „Hart aber fair: Milliarden für die Bundeswehr: Ist Aufrüsten alternativlos?“ 17.03.25)

3. „Wir verteidigen uns bloß gegen einen russischen Aggressor, der seine Interessen leider mit der Waffe durchsetzt und andere Länder überfällt. Man hätte schließlich auch bis kurz davor nie gedacht, dass Russland in der Ukraine einmarschiert. Und was würdest du denn tun, wenn deine Freundin oder deine Familie in so einem Fall bedroht wird?“ (So oder so ähnlich in ganz vielen Talk-Shows)

4. „Der deutsche Staat mit all seinen Problemen, die er hat, ist noch immer besser als eine russische imperialistische Fremdherrschaft.“ (Kommentar in den Sozialen Medien)

5. „Eine Welt ohne Krieg wäre toll, aber das ist leider aktuell nicht unsere Realität, und darum brauchen wir die Bundeswehr.“ (Kommentar in den Sozialen Medien)

Lesetipp:

  • Deutsche Kriegsmoral: Einschwörung des Volks auf den Kurs seiner Führung: Der Krieg und Du. In: GegenStandpunkt 2-22.
  • Unpassende Klarstellungen zum Mythos des einig-geschlossen-heldenhaft-kämpfenden ukrainischen Volks. In: GegenStandpunkt 2-22.